Aquarien, deren Bewohner und mehr
  Blaue Monsterfächergarnele
 
 
 
 
 
 
 

Blaue Monsterfächergarnele (Atya gabonensis)

 

In majestätischer Ruhe sitzen sie rhythmisch fächernd auf dem Aquarienboden. Kein Körperteil regt sich. Nur ihre vier Fächerbeine sind unaufhaltsam, mit weit ausholenden Gesten, in ständiger Bewegung. Ohne ihren Rhythmus zu unterbrechen klappen sie ihre Borstenfächer immer wieder elegant zusammen, schieben sie in ihre Mundöffnung und kämmen die eingefangene Nahrung beim herausziehen mit ihren Mundwerkzeugen aus dem Fächer. Meine Monsterfächergarnelen, Atya gabonensis, begeistern mich immer wieder.

Inhalt

Haltung
Becken
Ernährung
Vermehrung/Nachwuchs

 

Blaue Monsterfächergarnele Atya gabonensis)

Sobald Du mit dem Mauszeiger das linke Bild berührst, kannst Du das Fächerspiel in Zeitlupe (= 1/3 Originaltempo) beobachten. Wenn Du dabei die Maustaste gedrückt hältst beschleunigt die Bildfolge auf Originalgeschwindigkeit.

In ihrer afrikanischen Heimat vom Senegal über das äquatoriale Gabun bis zum Kongo sind diese Süßwassergarnelen noch relativ häufig zu finden. Sie leben dort meist in felsigen, stark strömenden Flussabschnitte im küstennahen Flachland.

In ihrer südamerikanischen Heimat zwischen Venezuela und Brasilien wurden in den letzten Jahren keine mehr gesehen.

Mit ihren Fächern können diese Garnelen kleinste Partikel aus dem Wasser herausfächern. Fühlen sie sich gestört verschwinden sie in ihrem Versteck. Kurz danach fächern sie weiter.

Meine neuen Atya gabonensis sind erst vier Zentimeter groß. Entsprechend jugendlich sehen sie noch aus.

Männlein und Weiblein erreichen ausgewachsen etwa vierzehn Zentimeter Körperlänge. Erwachsene weibliche Tiere haben einen etwas größeren Bauchschild, erwachsene Männchen kräftigere Schreitbeine.

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Rechts und unten siehst Du meine alten männlichen Atyas. Mit ihrem sehr bulliger Körper, ihrem extrem kräftigen dritten Schreitbeinpaar und ihrem klein wirkenden Kopf erinnern sie eher an unüberwindbare monsterhafte Türsteher vor gruseligen Geisterschlössern. Daher vielleicht ihr deutscher Name. Dabei sind es ausgesprochen friedliche Tiere.

Unten siehst Du das sehr kräftige dritte Schreitbeinpaar mit seinen spitzen Krallen. Auch das vierte und fünfte Schreitbeinpaar hat Krallen. Damit können sich die Garnelen auch bei starker Strömung gut festhalten.

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Blaue Monsterfächergarnele (Atya gabonensis)

Die Farbe der Blauen Monsterfächergarnele kann von weißlich über bräunlich bis zu tiefblau variieren. Ihr Name gibt also keine Farbgarantie. Sie kann auch nicht herbeigezüchtet werden und hängt vom Untergrund ab. Je dunkler er ist, desto dunkler ist auch die Garnele. Bei jeder Häutung passt sie sich mehr und mehr der Untergrundfarbe an.

Wie kräftig die Färbung sein kann, siehst Du bei meinen alten Tieren. Meine jungen Atyas sind noch sehr hell, häuten sich aber häufig und werden jedes mal etwas dunkler. Eines der Jungtiere leuchtet seit der letzten Häutung in kräftigem Tintenblau.

Um mein Atya-Männchen ungestört beim Schwimmen beobachten zu können, habe ich es für einen Moment in ein leeres Becken gesetzt, in dem auch ein paar Guppys auf ihr neues Becken warteten. Besonders toll ist das Becken nicht. Um so beeindruckender finde ich, wie schnell die Garnele mit ihren Schwimmbeinen durch das Becken schiesst. Auch ihr Nahrungsfächern ist sehr graziös. Nur in der Hüfte bleibt sie etwas steif.

Ich habe den Film "Atyas Fächertanz" genannt.
Musik: Bop, Vom Schicksal singt der Zauberwald (http://bgsound.de).
Dauer: 2.06 Minuten.

 

Haltung

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Anfängern möchte ich Atya gabonensis nicht empfehlen. Es braucht schon etwas praktische Erfahrung bezüglich Beckengestaltung, Wasserqualität, Wasserwechsel und Ernährung dieser Tiere.

Bei der Bemessung des Beckens solltest Du bedenken, dass Atyas mit vierzehn Zentimeter Körperlänge relativ groß werden, sich nur als Gruppe wohl fühlen und jede ihr eigenes Versteck und ihren eigenen Sitzplatz benötigt. Zur Zeit leben meine noch sehr jungen Tiere in 30 Liter Nanobecken. Auf Dauer werden sie mehr Platz brauchen.

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Wichtig ist, Blaue Monsterfächergarnelen nicht alleine zu halten. Im Becken unten siehst Du sie beispielsweise zusammen mit Red Fire Garnelen und L144-Welsen. Das ist meine Putzkolonne, die alles an Nahrung wegfuttern, was nicht in den Fächern meiner Atyas landet und sonst als Sediment sehr schnell die Wasserqualität verschlechtern würde. L144-Welse sind dazu ein guter Wasserindikator. Wenn sie nach oben steigen, solltest Du sofort mit dem Wasserwechsel beginnen. Die Betonung liegt auf SOFORT. Morgen ist zu spät.

Auch Barben eignen sich als Putzkolonne, sofern Du auf Sumatrabarben verzichtest, die bei Langeweile gerne anderen Fischen an den Flossen und Atyas an den Fächern knabbern.

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Atyas reagieren empfindlich auf schlechte Wasserqualität. In ihren Heimatflüssen ist das einfach. Die Nahrungsmenge ist nicht sehr groß aber beständig. Was sie nicht fangen verschwindet hinter ihnen irgendwann im Meer. In Aquarien bleibt alles an Ort und Stelle und kann auch nur begrenzt weggefiltert werden. Trotz meiner Putzkolonne ist ein Wasserwechsel in meinen 30 Liter Nanobecken mit Atyas etwa alle zwei Wochen nötig. Bei den gleichen Becken ohne Atyas nur etwa alle drei Wochen. Bei größeren Becken ist mehr Zeit.

Mit etwas Erfahrung erkennst Du an der Wassertrübung wenn es soweit ist. Zu lange warten ist schlecht, weil das Wasser umkippt und alle Tiere sterben. Vorsichtshalber oft ist auch nicht gut. Atyas reagieren auf plötzliche Änderungen der Wasserverhältnisse empfindlich mit Schock oder spontaner Häutung. Also schön behutsam wechseln.

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Hier siehst Du eins meiner Aquarien mit vier meiner Atyas und den übrigen Mitbewohnern. Sobald Du mit dem Mauszeiger das Bild berührst, kannst Du sie in Zeitlupe (= 1/3 Originaltempo) beobachten. Wenn Du dabei die Maustaste gedrückt hältst beschleunigt die Bildfolge auf Originalgeschwindigkeit.

 

Becken

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Heimat der Fächergarnelen sind vorzugsweise Stromschnellen und anderen Engpässe in tropische Flüsse und Bäche. Strömung ist lebenswichtig. Selbst in nährstoffreichem Wasser ohne Strömung fächern sie nicht. Sie verhungern am "gedeckten Tisch", wenn sie nicht vorher schon wegen der schlechten Wasserqualität eingehen.

Wichtigstes Requisit in meinem Aquarium ist deshalb ein Tschechischer Luftheber mit Rückwand-Mattenfilter der die notwendige Strömung erzeugt. Im ständigen Kreislauf strömt das Wasser vom Filterauslass kurz unter der Wasseroberfläche zur Vorderwand meines Beckens, wird dort nach unten gelenkt und strömt dann über dem Beckenboden zurück nach hinten, wo es vom Filter wieder angesaugt wird.

Die Stärke der Strömung musst Du ausprobieren. Sie sollte gerade so stark sein, dass Deine Atyas ihre Fächer aufklappen. Versuche nicht mit starker Strömung Stromschnellen nachzuahmen. Dann schwimmt das meiste Futter an ihren Fächern vorbei, verschlechtert die Wasserqualität und zwingt zu häufigem Wasserwechsel.

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Den Beckenboden habe ich mit schwarzem Kies bedeckt, damit sie ebenfalls dunkel werden. Atyas sind sesshaft und brauchen am Boden einen von Wasser durchströmten Platz, an dem sie Deckung haben und nach Nahrung fächern können. Ich habe ihnen ein Höhlenlabyrinth aus Wurzeln und Lavasteinen mit einer Freifläche davor angelegt. Wichtig ist, das die Höhlungen zur hintenliegenden Filtermatte offen sind, damit die notwendige Strömung entstehen kann.

Über den Wurzeln befestigte Pflanzen sehen gut aus, dienen aber vor allem als Strömungsbarriere. Sie helfen, die Wasserströmung an ihnen vorbei nach unten zu den Atyas zu lenken. Den Atyas selbst sind die Pflanzen egal.

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Auch in tropischen Regionen ist das Flusswasser nicht übermäßig warm. Meine Atyas leben deshalb ohne eigene Heizung bei Zimmertemperatur, also ca. 20°C. Kühler als 18°C sollte das Wasser nicht werden. Bei spätestens 27°C brauchen sie Kühlung durch häufigen Wasserwechsel und/oder Eiswürfel. Vorübergehend kann es auch noch etwas wärmer werden. Ideal ist das aber nicht

Als Beckenbeleuchtung verwende ich LED. Die Beleuchtung schaltet sich automatisch von 8 bis 12 Uhr und von 15 bis 22 Uhr an. Eine Abdeckung der Becken ist unnötig.

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Ernährung

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Tropische Flüsse und Bäche sind nicht unbedingt nährstoffreich. Atyas haben sich deshalb an Engstellen und Stromschnellen angesiedelt, an denen das Wasser und die darin enthaltene Nahrung möglichst konzentriert fließt. Ihre Beine, besonders ihr drittes Schreitbeinpaar geben ihnen auch in starker Strömung festen Halt.

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An ihren ersten beiden Schreitbeinpaaren haben sie Borstenfächer, die sie wie Fischernetze aufspannen und in die Strömung halten. Sobald sich genügend Nahrungspartikel im Fächer gesammelt haben klappen sie ihn ein, stopfen ihn in ihre Mundhöhle kämmen ihn beim herausziehen mit ihrem Mundwerkzeug aus.



Sobald Du mit dem Mauszeiger das linke Bild berührst, kannst Du das Fächerspiel in Zeitlupe (= 1/3 Originaltempo) beobachten. Wenn Du dabei die Maustaste gedrückt hältst beschleunigt die Bildfolge auf Originalgeschwindigkeit

Was in freier Natur mit den Fächern gefangen wird ist reiner Zufall. Meist sind es Pflanzenreste. Doch auch Plankton und anderes Tierisches bleibt in ihren Borstenfächern hängen und wird unterschiedslos verspeist. Einzige Ernährungsvoraussetzung ist: Es muss klein sein, mit dem Wasser vorbeiströmen und in den Fächern hängen bleiben.

Ich füttere meine Atyas täglich mit SAK green Aquaristikfutter das ich mit einer elektrischen Kaffeemühle fein mahle und ins Becken streue. Achtung: In der Mühle wurde und wird natürlich ausschließlich Futter gemahlen, nie Kaffee.

Die Fütterung sollte sparsam sein. Bei ihrer jetzigen Größe reicht gerade mal eine Messerspitze pro Tier. Fächert sie weiter, nachdem das Futter vorbei geströmt ist gebe ich noch etwas Futter nach. Gesättigte Atyas hören alleine auf zu fächern.

Sollten die Atyas häufig den Boden absuchen, erhalten sie zu wenig Nahrung. Das solltest Du vermeiden, weil ihre Fächer darunter leiden.

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Vermehrung/Nachwuchs

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Fächergarnelen leben im Süßwasser und gehören zum primitiven Fortpflanzungstyp. Im Bild links siehst Du unter dem 6-teiligen Abdomen der Garnele ihre fünf Schwimmbeinpaare. Die Schwimmbeine dienen der Fortbewegung. Das Männchen braucht die ersten beiden Schwimmbeinpaare aber auch zur Begattung. Das Weibchen heftet ihre Eier an ihre Schwimmbeine.

Nach etwa drei Wochen entlässt das Weibchen Larven ins Wasser. Im Aquarium werden die meisten Larven von den Atyas eingefächert und gefressen. Der Rest überlebt etwa eine Woche. Spätestens dann sterben sie im Süßwasser.

In freier Natur werden die Larven flussabwärts bis ins Mündungsgebiet geschwemmt. Nur hier, im salzigen Brack- und Meerwasser, entwickeln sich die Larven in mehreren Stadien zu kleinen Garnelen. Als Junggarnelen wandern sie wieder stromaufwärts, setzen sich an eine Stromschnelle, fächern nach Nahrung, wachsen und vermehren sich. Das ist ihr Lebenskreislauf.

Dieser Süßwasser-Salzwasser-Süßwasser-Kreislauf, den die Larven selbständig vollziehen müssen, läßt sich in Aquarien nur mit viel Aufwand nachvollziehen. Deshalb sind alle bei uns erhältlichen Atya gabonensis Wildfänge aus Afrika.

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Bisher kenne ich nur zwei im Aquarium gelungene Nachzüchtungen, die zeigen, wie schwierig die Zucht im Aquarium ist, aber auch, wie wunderbar es ist, die Larven bei ihrer Entwicklung zu beobachten.

- Zuchtbericht von Peter Verburg

- Zuchtbericht von Sandy Brolowski und Martin Kruck

- Zuchtvideo von Sandy Brolowski und Martin Kruck

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